Die Labor-Phase 1: Theoretischer Hintergrund

Oder: Wie man ein ganzes Feld an Theorie in 6 Stunden spannend verpackt.
Im Februar war es endlich soweit: Wir hatten unsere Mitstreiter*innen im Lab ausgewählt und konnten nun in die Arbeit an unseren Formaten für Unternehmen starten! So oder so ähnlich könnte man meinen, dass kreative Arbeit beginnt: Frei, ohne Einschränkungen und bunt! Das entspricht aber (nicht immer) der Wahrheit. Im Gegenteil: ein strategischer kreativer Prozess beruht vor allem auf viel Recherche, Analyse der Theorie und Problemdefinition, bevor man loslegt, wilde Ideen zu spinnen.
Der Ansatz im Inclusive Minds Lab spiegelt genau das wider. Nach einem Jahr Vorbereitung des theoretischen Hintergrundes, des Durcharbeitens der ISO-Norm 30415, um sie in ihre Bestandteile zu zerlegen und für das Arbeiten wieder zusammenzusetzen und des Netzwerkausbaus, ist eine riesige Menge an Wissen angesammelt worden, die als Grundlage unserer Arbeit mit den Kreativen genutzt werden soll. Schließlich ist das Ziel, im Inclusive Minds Lab Formate zu schaffen, die kleineren und mittleren Unternehmen wirklich helfen, ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen. Stellt sich nur die Frage, wie man dieses Wissen in der kurzen Zeit, die wir mit den Kreativen zur Verfügung haben, auch nutzbar macht. Nach unserem KICK OFF mit der Raumsafari hieß es daher in drei Einheiten: Theorie büffeln!

„Schon während des Kick-offs habe ich gemerkt, wie vielfältig die Expertise der Labmitglieder ist – das hat mich motiviert, gemeinsam mit den anderen Ideen und Konzepte zu entwickeln.“
Sören Traulsen
„Die Themen des Inclusive Minds Lab sind wegweisend für die Zukunft der Arbeitswelt, weil sie Diversity und Inclusion in den Mittelpunkt stellen. Ich hoffe, durch meine Mitarbeit einen Beitrag zu einer gerechteren und inklusiveren Arbeitswelt leisten zu können.“
THEORIE – UND DAS AUCH NOCH ONLINE?
Weil der Fokus der Arbeit mit den Kreativen natürlich in der gemeinsamen Arbeit an den innovativen Formaten liegen soll, konnten wir für die gemeinsame Erarbeitung der Theorie nur relativ wenig Zeit einplanen. In drei je zweistündigen Online-Sitzungen haben wir uns mit den Themen „Diversity & Inclusion – Definitionen und Dimensionen“, „Unternehmenskultur“ und „Effektive Führung“ beschäftigt. Weil Franzi und Lukas wenig Lust darauf hatten, Vorlesungen zu halten und unsere Mitstreiter*innen im Labor natürlich auch schon ganz viel eigenes Wissen mitgebracht haben, haben wir den frontalen Wissensteil relativ kurz gehalten und wollten stärker in den Austausch und erste kreative Denkarbeit kommen.

Uns war es wichtig, von Anfang an auf das Vorwissen der Kreativen zurückzugreifen und sie aktiv einzubinden, in der Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses für Diversity, Inclusion und ihre Herausforderungen. Lieblingstool des kreHtiv-Netzwerks dafür: miro! Durch unsere für jede Sitzung individuell gestalteten miro-Boards haben wir versucht, die Kreativen auch im digitalen Raum zur effektiven Zusammenarbeit zu bringen.
DIVERSITY & INCLUSION – DEFINITIONEN & DIMENSIONEN
Am Anfang der Arbeit mit Theorie steht häufig das gemeinsame Definieren des Themengebiets, auf dem man sich eigentlich bewegt. Gerade Diversity und Inclusion werden aktuell fast schon inflationär verwendet (man denke bspw. an die Kampagne der aktuellen US-Regierung, Unternehmen ihre DEI-Strategien zu verbieten) und wecken dadurch unterschiedlichste Assoziationen. Unsere vorab formulierten Arbeitsdefinitionen wurden daher von unseren Mitstreiter*innen bewertet, kommentiert und verbessert. Um das aber auch noch weiter mit Inhalt zu füllen und in reale Umstände zu übertragen, haben wir echte Fallbeispiele herausgesucht, wie Unternehmen versuchen, einzelne Diversitätsdimensionen in ihrer Belegschaft zu fördern und ihnen eine bessere Arbeitssituation zu schaffen. Diese echten Fälle wurden von unseren Laborpartner*innen analysiert und bewertet. Auffällig: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht und die reine Kommunikation über Anstrengungen im Diversity-Bereich reicht oft nicht aus. Es braucht tiefgreifende Veränderungen in der Unternehmenskultur, um echte Veränderung zu ermöglichen.

UNTERNEHMENSKULTUR
Dieser Bedingung haben wir uns in der zweiten Theoriesitzung angenommen und erst einmal gefragt, was Unternehmenskultur überhaupt beinhaltet und wie sie verändert werden kann. Mithilfe von unterschiedlichsten (theoretischen) Perspektiven auf Unternehmenskultur haben wir ein gemeinsames Verständnis aufgebaut, was für unsere Arbeit entscheidend sein wird. Sie besteht aus gemeinsamen Werten, Normen und Praktiken und wird so durch das Verhalten der Mitarbeitenden selbst geprägt und kann nicht allein durch strategische Vorgaben verändert werden. Soll eine inklusivere Unternehmenskultur entstehen, müssen alle Mitarbeitenden diese langfristig mitgestalten. Anhand eines fiktiven Fallbeispiels sollten die Kreativen anschließend einen langfristigen Transformationsprozess der Unternehmenskultur mit Ideen für erste Maßnahmen durchspielen.

EFFEKTIVE FÜHRUNG
Um einen solchen Prozess anzustoßen, bedarf es aber nicht zuletzt auch den Willen der Führungskräfte im Unternehmen. Nicht selten sind gerade KMUs noch sehr familiär und inhaber*innengeführt, der Führungsstil prägt damit maßgeblich die Unternehmenskultur mit. Führungspersonen gelten als Vorbilder, wenn sie nicht selbst inklusiv handeln, können das auch die Mitarbeitenden nicht umsetzen. Aus verschiedenen Führungsstatements, von autoritär über laissez-faire bis situativ, haben die Mitstreiter*innen ihren idealen Führungsstil für eine inklusivere Arbeitswelt herausgearbeitet. Abermals an Fallbeispielen sollten sie anschließend als Berater*innen Führungspersonen in ihren Problemen unterstützen und Maßnahmen gegen Stereotypen und Diskriminierungen in ihrem Unternehmen entwerfen.
Ich bin sehr froh Teil von so einem wichtigen und coolen Projekt zu sein, das sich für mich sehr vielversprechend anfühlt. Einmal weil aus meiner Sicht ein super passendes und vielseitiges Team ausgewählt wurde, in dem ich mich sehr wohl fühle. Und gleichzeitig bewegen wir uns in so einem professionell geschaffenen Rahmen, durch die ganze Vorarbeit im letzten Jahr. Ich würde sagen, wir bewegen uns in einem Rahmen, der es schafft Handlungsfreiheit und Kreativität zu ermöglichen und gleichzeitig sehr zielgerichtet ist und damit Sicherheit bietet, gesetzte Ziele zu erreichen. Danke!
Amelie Henze

THEORIE AUF KREHTIVE ART!
Von Anfang an war uns klar, dass wir im Inclusive Minds Lab auch neue Wege bei der Wissensvermittlung gehen wollen. Ein reines Entlanghangeln an wissenschaftlichen Definitionen und Modellen wird unserem praxisorientierten und auf Kollaboration angelegten Ansatz im Projekt nicht gerecht. Im Gegenteil wollen wir von Anfang an mit- und voneinander lernen und uns Inhalte gemeinsam erarbeiten. Das bringt aber natürlich auch ganz eigene Schwierigkeiten mit sich. Mehr als einmal wurden wir von unseren Mitstreiter*innen darauf hingewiesen, dass es für die einzelnen Aufgaben viel zu wenig Zeit gab und sie doch noch so viel länger darauf hätten herumdenken wollen! Zwei Stunden sind aber für diese Masse an Wissen und Erfahrungen auch wirklich viel zu kurz. Aber genau auf diese Mischung kommt es an. Schließlich liegt darin die Kraft unseres cross-innovativen Verständnisses: Nur in der Vielzahl der Perspektiven kommen die besten Ideen!
„Der Start der zweiten Phase des Inclusive Minds Lab war ein beeindruckender Auftakt, der sowohl Wissensvermittlung als auch Teambuilding auf ein neues Level gehoben hat. Als Führungskräfte-Coach und Performancekünstler*in habe ich hier die Möglichkeit, Teil eines interdisziplinären Teams zu sein, das mit Kreativität und Expertise gemeinsam daran arbeitet, Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Diversität und Inklusion zu begleiten.
Besonders spannend ist es, die Dynamik innerhalb des Labs zu erleben: Die Vielfalt an Perspektiven und Ansätzen zeigt, wie wichtig es ist, Inklusion nicht nur als Ziel, sondern als Prozess zu verstehen.
Die Energie und das Engagement aller Teilnehmenden ist inspirierend. Wir teilen nicht nur Wissen, sondern wir haben auch eine starke Basis für Zusammenarbeit geschaffen – ein Team, das bereit ist, echte Veränderungen anzustoßen. Ich freue mich darauf, diesen Weg weiterzugehen und gemeinsam mit dem Inclusive Minds Lab nachhaltige Impulse für eine inklusive Zukunft zu setzen.“

Ilka Theurich